Immer wieder ist die Rede von Datenschutz. In der Theorie mag es so etwas auch geben, aber wie sieht es praktisch aus? Gibt es wirklich einen Schutz der Daten? Wenn ja, ist fraglich, wo das genau sein soll. Selbst Einwohnermeldeämter geben Daten preis, wenn sie nicht explizit gesperrt werden. Solche Auskünfte kann man sogar online erhalten. Das Paradoxe ist, dass einige Behörden versichern, dass die Daten des Anfragenden nicht weitergegeben werden.
Selbst Gemeinden geben Daten weiter
Vor einiger Zeit bin ich sogar in unserer Gemeindezeitung über eine Anmeldung von Übermittlungssperren gestolpert. Im Klartext heißt es, dass sogar Gemeinden ungefragt Daten von Leuten weitergeben, die diese Zeitung nicht lesen und somit nichts davon wissen. Aufgeführt waren fünf Widersprüche:
1. Übermittlung von Daten an das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr
2. Übermittlung von Daten an öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaften, der Familienangehörige des Meldepflichtigen (nicht er selbst) angehören
3. Übermittlung von Daten an Parteien, Wählergruppen im Zusammenhang mit Wahlen oder sonstigen Abstimmungen
4. Übermittlung von Daten zwecks Jubiläen (Geburtstage, Ehejubiläen usw.)
5. Übermittlung von Daten an Adressbuchverlage
Bei manchen dieser Punkte braucht man sich nicht wundern, dass der Briefkasten vor nerviger Post überquillt. Natürlich haben wir das Formular sofort ausgefüllt und uns von der Gemeinde abstempeln lassen. Das war noch vor der Bundestagswahl. Und was soll ich sagen? In diesem Jahr bekamen wir die wenigste Werbung zur Wahl. Das kann natürlich auch ein Zufall sein. Beunruhigend finde ich die Tatsache, dass man nicht weiß, wie viele Behörden es noch gibt, die Daten ohne Wissen der Eigentümer weitergeben. Dass Ämter sich untereinander Daten zuspielen, ist ja kein Geheimnis. Genauso wenig weiß man, ob es bei den Gemeinde nicht noch mehr Punkte gibt, die nicht widerrufen werden können.
Versicherungsbeiträge um jeden Preis sparen?
Wie wäre es? Sie können jede Menge Geld sparen, müssen sich diese Ersparnis aber teuer erkaufen, indem Sie Ihre Daten preisgeben. Was andere können, wollen nun auch die Versicherungsgesellschaften für sich nutzen, mit dem Unterschied, dass die Versicherungsnehmer davon wissen, sie sogar aktiv eingebunden werden. Durch die Übermittlung einiger Informationen der Versicherten kann ihr Risiko besser eingeschätzt werden. Viele Krankenversicherer bieten Fitness-Apps an, mit denen sehr sensible Daten erhoben werden können, wenn die versicherte Person alles einträgt. Damit dies geschieht, winken Beitragsersparnisse. So erfahren Versicherer nicht nur, wie viel sich ein Kunde bewegt, auch die Herzfrequenz, die Ernährung bis hin zur kompletten Krankengeschichte kann übermittelt werden. Aus diesen Informationen können Prognosen gezogen werden, die vielleicht momentan eine Ersparnis bringen, die aber auch dafür sorgen könnten, dass der Versicherte später einen Risikoaufschlag zahlen muss. Hier sollte wirklich genauestens abgewogen werden, ob der Versicherer wirklich so viel über einen wissen sollte. Wer seine eigene Fitness überwachen möchte, sollte sich vielleicht einen eigenständigen Schrittzähler besorgen, der nicht über das Smartphone läuft und alle anderen relevanten Daten in ein Tagebuch aus Papier oder am Rechner eintragen.
Auch KFZ-Versicherer wollen ihre Kunden beziehungsweise deren Fahrstil mithilfe einer Blackbox überwachen. Dabei werden per Gps alle Daten ermittelt, aufgezeichnet und an den Versicherer übertragen. Der Versicherer weiß zu jeder Zeit, wie schnell der Autofahrer unterwegs ist, und kennt auch die jeweilige Höchstgeschwindigkeit. Wer sich im Straßenverkehr vorbildlich verhält, dem winken Beitragsersparnisse. Über den Beitrag sollen auch hier die Versicherungsnehmer geködert werden, dabei mitzumachen.
Fazit: Datenschutz scheint nur ein Wort zu sein, welches uns ein gutes Gefühl suggeriert. In Wirklichkeit werden mehr Daten weitergereicht, als wir ahnen. Die Entwicklung der Versicherer, Kunden gegen Beitragsersparnisse zu animieren, freiwillig Daten preiszugeben, ist sehr bedenklich. Außerdem ist es wirklich traurig, dass man vielen Sachen erst widersprechen muss, bevor sie nicht mehr weitergegeben werden. Sollte es nicht andersherum sein? Sollte man nicht erst eine Erlaubnis erteilen, bevor Daten weitergegeben werden?