Techgiganten sammeln Erfahrungen im Versicherungsgeschäft

Techgiganten sammeln Erfahrungen im Versicherungsgeschäft

Die Technologieriesen wie Google und Amazon sammeln erste Erfahrungen im Versicherungsgeschäft. Da stellt sich die Frage, ob die Assekuranz in Gefahr ist oder nicht.

Versicherungsbranche wird von Google, Amazon & Co in die Zange genommen

Die Techgiganten wie Amazon und Google haben bereits seit längeren den Versicherungsmarkt im Visier, genau genommen seit 2019. Selbst Unternehmen aus anderen Branchen versuchen das eigene Kerngeschäft auszubauen, in dem sie Versicherungsprodukte integrieren. Ein Beispiel dafür ist der Vorstoß von Ikea. Doch wie ist die aktuelle Situation? Es ist allgemein bekannt, dass die Big Player nicht nur über die entsprechende Kapitalmacht verfügen, sondern ebenso über riesige Datenmengen. Da stellt sich die Frage, ob sie sich zu einer wachsenden Bedrohung für etablierte Versicherungsunternehmen entwickeln?

Bereits im vergangenen Jahr wagte Amazon in den USA mit seinem „Amazon Insurance Accelerator“ einen weiteren Schritt in die Versicherungsbranche. Zu dem Netzwerk, zu dem die Munich Re, Chubb und Hiscox gehören, stellt Verkäufern auf der Handelsplattform eine Betriebshaftpflichtversicherung zur Verfügung. Durch die Versicherung werden finanzielle Schäden abgesichert, die durch Kunden entstehen, die defekte Ware kaufen.

Von Amazon war das neue Versicherungsangebot der einzige große Coup, doch es gab auf lokaler Ebene 2021 einige Kooperationen. Beispielsweise haben die Sparkassen Direktversicherungen mit einem umsatzstarken Möbelhändler fusioniert. Somit kann schnell und einfach beim Online-Möbelkauf eine Hausratversicherung abgeschlossen werden. Zur Auswahl stehen zwei Produktvarianten.

Genau dieses Embedded-Insurance-Modell zeigt auf, dass der Markt sich verändert und das nicht nur von versicherungsfremden Unternehmen, sondern auch etablierte Versicherer streben nach Partnerschaften, um das eigene Geschäft auszubauen. In der Versicherungsbranche finden sich viele Jobs auf der Jobbörse Stellenonline.de. Zudem gab es von Tesla in diesem Jahr einen weiteren Vorstoß. Denn nachdem der Konzern im deutschen Handelsregister eingetragen war, ist es diesem möglich Kfz-Versicherungen anzubieten. Fraglich ist jedoch, ob das amerikanische Prämienmodell hierzulande anwendbar ist, denn die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Datenspeicherung zum Fahrverhalten unterscheiden sich. Auch in der Schweiz und zwei asiatischen Ländern hat sich Ikea mit der Swiss-Re-Tochter Iptiq zusammengetan und ist damit in den Markt der Hausratversicherungen eingestiegen.

Die befürchteten Veränderungen sind ausgeblieben

Die befürchteten Veränderungen der Branche sind trotz neuer Zusammenschlüsse und Geschäftsmodelle ausgeblieben. Dabei wird von Experten der Branche darauf verwiesen, dass nicht alle Vorstöße in den Versicherungsmarkt erfolgreich waren. Das wird als Indiz angesehen, dass die branchenfremden unternehmen, eben wie die Tech Riesen Amazon, Google und Co. sich noch in der Orientierungsphase befinden und die bestehenden Möglichkeiten auslotsen. Zwar drängt Amazon einerseits auf den Versicherungsmarkt vor, um so neue Geschäftsfelder zu erschließen, doch positioniert sich andererseits eher als Vermittler zwischen Versicherern und Online-Händlern.

Zurückgeführt wird die Zurückhaltung der Big Techs auf die fehlende Erfahrung und das mangelnde Bewusstsein sowie das fehlende Branchenwissen. So nehmen die neuen Player die Segement ins Blickfeld, die bei einfachen Produkten eine hohe Marge versprechen, wie bspw. die Reiserücktrittsversicherung und die Hausratversicherungen. Umso komplexer das Produkt ist, desto unwahrscheinlich ist es, dass ein branchenfremder Konzern den Markteintritt wagt. Der Grund ist, dass die Kunden eine optimale Customer Experience erwarten, also dass persönliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen. In diesem Fall ist es nicht möglich, den Faktor Mensch durch Digitaltechnik zu ersetzen – daher wären dafuer zusätzliche Ressourcen nötig.

Kein Wettbewerb, sondern Kooperation

Es kann durchaus sinnvoll sein, wenn es zu Zusammenschlüssen mit potenziellen Konkurrenten kommt. Die Tech-Giganten und Global Player sind erfahren im Aufbau der digitalen Ökomodelle und Plattform-Modellen. Genau davon können die Versicherer in einer Kooperation profitieren. Aber dafuer ist es zuerst notwendig, dass ein Umdenken einsetzen muss.

Nicht überraschend kam z. B. die Kooperation zwischen dem IT-Giganten Microsoft und dem französischen Versicherer Axa. Auch die Big Techs genießen den Ruf in der Assekuranz, die Vorreiter beim Aufbau von wertschöpfungsorientierten und internetbasierten Ökosystemen zu sein. Die großen Versicherungsunternehmen wollen genau dorthin. Im Fall von Microsoft und Axa haben die beiden Firmen gemeinsam eine Anwendung entwickelt. Diese führt mittels künstlicher Intelligenz einen ersten Onlinecheck bei aufgetretenen Krankheitssymptomen durchführt und vermittelt im Anschluss den Betroffenen an einen Online Arzt.

Big Techs haben in den letzten Jahren zum Teil weit über ihr übliches Kerngeschäft hinweg agiert. So erzielt z. B. Amazon nur noch 50 Prozent seines Ertrages über das ursprüngliche Kerngeschäft E-Commerce laut insurtechstudie.de. Mit Hardware erzielte Apple im Vergleich dazu über 80 Prozent seines Umsatzes und Facebook 98 Prozent seines Ertrages mit Werbung. Indes sind die Geldbörsen der Big Techs prall gefüllt. So hat Apple im zweiten Quartal 2022 vor allem mit den iPhones einen Gewinn von rund 21,7 Mrd. Dollar erzielt, das sind 93 Prozent mehr als im Vorjahr. Im zweiten Quartal diesen Jahres erwirtschaftete Microsoft einen Nettogewinn von 16,5 Mrd. Dollar und das ist ein Zuwachs von 47 Prozent.

Die Google-Konzernmutter Alphabet konnte einen Umsatz im gleichen Zeitraum verzeichnen, der auf Gur 18,5 Mord. Dollar sprang – von knapp sieben Mrd Dollar im Vorjahr. Die Onlinewerbung der Suchmaschine Google und die anderen Bereiche sind tragende Säulen des Geschäfts. Die Werbeerlöse von Google sind im zweiten Quartal um rund 69 Prozent auf rund 50,4 Mrd. Dollar gestiegen.

Das verwundert Jürgen Cramer von der Sparkassen Direktversicherung nicht, denn das Unternehmen verdient auch mit dem deutschen Versicherungsmarkt gutes Geld. So wissen die KFZ-Versicherer, dass es viel kostet, während der KFZ-Wechselsaison mit der eigenen Marke ganz oben in den Suchergebnissen zu stehen, wenn die KFZ-Versicherer nach Autoversicherung googeln.

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